Status und Kultur im Digitalen Zeitalter (Rezension)

Status kann man sich nicht nehmen, man bekommt ihn zugewiesen. Fremde müssen wissen, warum man etwas Besonderes ist, damit sie einen besonders gut behandeln. Es muss also etwas geben, das anderen Menschen hohen Status signalisiert – so Autor David Marx in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung*.

Status ist eine Grösse sozialer Wertschätzung und bezeichnet  die Position   innerhalb einer sozialen Hierarchie, die sich nach Respekt   und wahrgenommener Wichtigkeit skaliert (6). Statuspositionen sind immer kontextuell – darauf basierend, wie wir an bestimmten Orten eingeschätzt und behandelt  werden –  und diese Statusposition bestimmt sehr oft die Qualität unseres täglichen Lebens. Das gilt nicht nur für die Anforderungen, sich in den zeitgenössischen Gesellschaften zu behaupten, sondern es sind menschliche Universalien, die durch die Geschichte hindurch in allen sozialen Formationen bestehen.  Die Ausdrucksformen von Status – die (Status-) Symbole, wandeln sich aber fortwährend.
Der Subtitle How Our Desire for Social Rank Creates Taste, Identity, Art, Fashion, and Constant Change stellt das Streben nach Status und sozialem Rang als wesentlichen Antrieb von kulturellem Wandel und Innovation voran. Statusstreben ist kein Spiel, sondern eine Art sozialer Grammatik, die sowohl individuellem Handeln wie sozialer Organisation zugrunde liegt. Wir alle konkurrieren um Status – und bedienen uns kultureller Muster, um ihn zu gewinnen und zu erhalten. s.a. ⁴
Ein Thema wie Status kommt an Bourdieu nicht vorbei. Bei Bourdieu war Geschmack ein sozialer Indikator, der Grenzen zwischen sozialen Gruppen markierte – und den Status von Eliten sicherte. Empirische Basis waren detaillierte soziologische Forschungen im französischen Bildungsbürgertum  in den 60er Jahren. Die Konzepte des  sozialen und kulturellen Kapitals, der Distinktion und des Habitus sind heute allgemeingültige soziologische Standards. Die inhaltliche Basis ist mittlerweile eine historische Momentaufnahme.

An Status and Culture interessieren v.a. die Veränderungen in den letzten Jahrzehnten, im Übergang von analog zu digital: Wie haben sich die Bedingungen von Erwerb, der Ausdruck, die Darstellung von Status mit der Digitalisierung verlagert bzw. verändert?
Marx greift die Bourdieu’schen Kapitalbegriffe auf,  in der kapitalistischen Gesellschaft garantiert  economic capital – cash, wealth, and property – den offensichtlichsten und wirksamsten Beitrag zu High status.  Geld verschafft viele weitere Möglichkeiten, im Status aufzusteigen – soziale Position und social benefits sind unentwirrbar miteinander verbunden – das gilt weiterhin. Genannt werden einige neue Varianten: etwa bodily capital – die Investition in Schönheit und Fitness – educational und occupational capital – der Statuseffekt von Ausbildung und Beschäftigung. Generelles Merkmal Sozialen Kapitals ist, in den jeweils dominierenden Statusgruppen als gleichrangig behandelt zu werden.
Menschen streben nicht unbedingt den höchsten Platz auf der Statusleiter an, erstrebenswert ist oft eine komfortable soziale Position. Höherer Status bringt erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit mit sich – die eine entsprechende Performance erfordert. Statusabsteiger hingegen entwickeln oft Ressentiments, individuell oder als Gruppe.

Inhaltliche Basis von Status and Culture ist ein grosser Streifzug durch die  American (Popular) Culture der letzten Jahrzehnte. Auch dort waren Geschmackswelten zunächst deutliche Marker sozialer Positionen, kurzgefasst: der klassischen Hochkultur zugeneigte Eliten, Mittelschichten mit intellektuellen Neigungen und eine etwas schmalzige Massenkultur.
Die folgenden Verschiebungen sind weitgehend bekannt: Der Link zwischen der Creative-class und der Counterculture (135 ff),  the Conquest/ Vereinnahmung of Cool durch die Werbewirtschaft, die Verbreitung von  Hip Consumerism etc. Sicherlich geht auch die aktuelle Kritik an kultureller Vereinnahmung auf die Übernahme von subkulturellem Kapital schwarzer Gemeinschaften durch weisse Mittel- und Oberschichten – etwa seit der Jazz- Ära – zurück. Alle diese Trends waren längst vor der Digitalisierung im Gange.

The Internet Age (Chapter 10; 223 ff) – steht für die ganze Epoche mit all ihren technologischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Umbrüchen. Von den späten 90er Jahren an, als es sich in der Breite  durchsetzte  – bis hin zur globalen Ubiquität, die es mit dem Smartphone und High Speed für mobile Geräte erreicht – und mittlerweile auch  visuell in  den Alltag vordringt:  Fifteen years ago, the internet was an escape from the real world. Now, the real world is an escape from the internet³
Marx konstatiert die Ausbreitung einerViralen Kultur, der es an Tiefe und Gewicht fehlt und die wenig neue Sensibilitäten und Stile schafft.  Der Status von Influencer & Creators ist flüchtig. Eine andere Entwicklung ist der wachsende Status der Informationswirtschaft sagen wir der  Digitalen Leute –  die Kompetenzen, die gebraucht werden, in diesen Branchen erfolgreich zu sein, werden immer mehr als  als gerechtfertigtes Kriterium für einen höheren Status angesehen. 
Social Media sind geradezu obsessiv mit der Quantifizierung von Rankings und Ratings, mit Likes, Repostings, Followern. Der Versuch den Status im Klout Score messbar zu machen wurde allerdings 2018 eingestellt.

Zwei etwas seltsam klingende, erklärungsbedürftige Begriffe ziehen sich  durch den Text: Omnivorism (anderswo auch Omnivorousness) und Poptimism – ersterer meint einen – ‘alles verschlingenden’ – Kulturkonsum, der sich nicht mehr nach elitärer Hoch- und Popularkultur aufteilt, Poptimism ist ein Kofferwort aus Pop und Optimismus, das sich in der Musikkritik verbreitet hatte – und etwa Justin Bieber, Britney Spears oder Lana del Rey den gleichen Rang gewährt wie Indie und Art Rock.

Status bleibt eine integrale menschliche Erfahrung – und ist dazu einer der verbreitetesten soziologischen Begriffe – wir werden ihn nicht los:  Unser Auftreten, unsere Fähigkeiten, unsere Kreditwürdigkeit werden fortwährend bewertet, in jeder sozialen Struktur  – gleich  welcher technischen Integration: – auch in einem Metaverse wird es Statusunterschiede geben (272).
Status and Culture erschliesst das Konzept Status in einer neuen Breite, gewährt Einsichten zu neuen Beobachtungen zeitgeistiger Trends. Im Abschluss steht die Aufforderung zu einer reflektierten Gesellschaft, die sich der Hintergründe und Ursachen bewusst. In der Fülle der Bezüge verschwindet aber immer wieder eine stringente Führung der Argumentation – und es gibt vieles, was sich lohnt, noch einmal näher zu betrachten.
Die zeithistorische Dimension von Status and Culture stimmt weitgehend mit anderen Modellen überein: mit der Theorie von Informalisierung und Formalisierung, mit der Beobachtung der Individualisierung der Massenkultur.  Das Modell der Valorisierung von Konsum bei A. Reckwitz kann mit dem Hip Consumerism zumindest in eine Reihe gestellt werden. Auf jeden Fall setzt Status and Culture zahllose Bezüge zur Digitalen Gegenwartsgesellschaft – die sich weiterhin beobachten lassen.

Es ist ein sehr (US-) amerikanisches Buch  – es badet geradezu in American Popular Culture –  deren weltweite Gültigkeit kaum etwas so sehr repräsentiert wie die Sneakers der Taliban²  (228, vgl NYT). Die beobachtete Welt ist das American Status System⁵, die Consumer Culture in ihrer US- amerikanischen Ausprägung, mit Blick in zahllose Details, wie etwa die Cup Cakes aus Sex and the City, die Simpsons oder das Sauerteigbrot und das Craft Beer der Digitalen Leute. 
Abgesehen von dem erwähnten Interview in der SZ gibt es keine  prominenten Reaktionen in deutschsprachigen Medien -eine Übersetzung ist auch nicht zu erwarten. Autor David Marx lebt in Tokyo. 

David Marx: Status and Culture: How Our Desire for Social Rank Creates Taste, Identity, Art, Fashion, and Constant Change- Viking Press, New York , 09/2022  *”Protz-Konsum ist für Akademiker ein Tabu” – Jannis Brühl – Interview mit David Marx – Süddeutsche Zeitung, 11.10.23 – Christoph Maeder: Status – ein vielschichtiger Begriff mit soziologischen Implikationen –  ** aus: Sorokin, Pitirim A. Social and Cultural Dynamics. Vol. 1, Fluctuation of Forms of Art. New York: Bedminster, 1962. – ²Die Cheetah Sneakers der Taliban werden zwar in Pakistan hergestellt – Style und Popularisierung entstammen aber der American Popular Culture. ³ —  Seitenangaben beziehen sich auf die kindle Ausgabe ⁴ s.a. Status and culture are so intertwined that we can’t understand how culture works without understanding status. And the best way to understand the status structures of society is to observe how they manifest in cultural patterns (XVII). ⁵vgl: Fussell, Paul. Class: A Guide through the American Status System. New York: Touchstone, 1983.



15 Jahre Social Media – und weiter?

Social Media Landscape 2023 – Quelle: fredcavazza.net  – Creative Commons BY-NC-SA 4.0 –  Graphik erscheint nach Klick in voller Auflösung

15 Jahre sind in der technokulturellen Entwicklung eine beachtliche  Zeitspanne  – so lange sprechen wir schon von Social Media. Facebook wurde 2004 gegründet, Youtube 2005, Twitter 2007, instagram 2010, LinkedIn bereits 2002. Seit etwa 2008 dominierte der Begriff Social  Media und verdrängte den des Web 2.0.
Web 2.0 war partizipativ konnotiert – es ermöglichte neue soziale (peer-to-peer) Interaktionen. Damals war damit der Aufbruch einer Bewegung verbunden, die sich als Netzkultur verstand und ein gewisses Mass an gesellschaftlicher Utopie entwickelte, die neuen Kommunikationswelten zu gestalten.
Social Media bedeutete in der Folge die Durchsetzung der Plattformen. Die Möglichkeiten des Web 2.0 setzten sich so in der Breite durch und wurden zu gesellschaftlichen Infrastrukturen – um den Preis der Beobachtung des Verhaltens: “the global mapping of everybody and how they’re related”** – Plattformunternehmen sammeln und kartographieren das Wissen um Verbindungen. Eine Neue Kommerzialität entwickelte sich auf dieser Basis: die Plattformökonomie.
Plattformen sind mehr als Unternehmen, sie sind Herrschaftszentren unserer Zeit – so fasst es  Michael Seemann in  Die Macht der Plattformen zusammen.  Seine Analyse der Landnahme der Plattformunternehmen entlang sozialer Graphen  ist überzeugend nachzulesen. Fundamentale Kritik an der Dominanz der Tech- Konzerne tritt immer wieder hervor, zu nennen ist Überwachungskapitalismus  von Shoshana Zuboff –  und der Rant 10 Gründe …  von Jaron Lanier. Trotz aller massiven Kritik scheint eine gesellschaftliche Gewöhnung daran eingetreten zu sein, dass wenige Tech- Konzerne mehr oder weniger globale Infrastrukturen beherrschen.
Social Media lassen sich nach Funktionen (Sharing/ Messaging/ Networking/ Collaborating/ Discussing/ Publishing, s. Graphik o.) kategorisieren – aber auch Verkaufsplattformen enthalten mit ihren Bewertungssystemen (u.a.)  Elemente der Social Media.
Von einer speziellen Netzkultur bzw. -öffentlichkeit kann man seit langem nicht mehr sprechen, höchstens von unterschiedlichen Teilöffentlichkeiten – umgangssprachlich Blasen/ Bubbles genannt, die sich um gemeinsame Interessen und Abhängigkeiten bilden.

Wie Social Media die Gesellschaft durchdringt. Quelle: Meltwater

Das System Social Media blieb über die gesamte Zeitspanne  erstaunlich stabil –  dieselben Akteure sind oft seit Beginn dabei. Einige Formate verschwanden, etwa die anfangs erfolgreichen VZ- Dienste.  Google liess eigene Entwicklungen fallen, so sein Netzwerk Google+, auch den Dienst HangOut on Air, mit dem Videokonferenzen schon seit 2011 ohne weiteren Aufwand möglich waren. Hinzu kamen Video- und Livestreamingformate, so setzte sich Zoom als  Videokonferenz durch, chinesische Apps wie Tiktok verbreiteten sich.  Bemerkenswert war der rasante Aufstieg von Clubhouse, dem ein ebenso rasanter Abstieg in die Vergessenheit folgte.

Als erste der grossen Plattformen ist Twitter verschwunden – zumindest mit Namen und Logo. In seinen besten Momenten war Twitter nah an einer globalen Öffentlichkeit, in der sich Nachrichten und Meinungen am schnellsten verbreiteten. Besonderes Merkmal war immer die thematische Bündelung durch #s hashtags, die immer wieder besondere Momente der Verbindung herstellte.
Gleich vier Nachfolger stehen bereit. X steht in der Kontinuität und hält die Archive – unterliegt aber den Vorstellungen des Oligarchen Musk – dessen Agieren den Anlass zu Abwanderung gab.
Mastodon (s. 2016), entspricht den Idealen des OpenSource, ist dezentral im Fediverse (zusammengesetzt aus “federation” und “universe”) organisiert und schöpft keine Gewinne aus seinen Nutzern.  So war es erster Anlaufpunkt von Abwanderern. Mit seinen Nutzerzahlen und den finanziellen Möglichkeiten steht es allerdings in einer ganz anderen Grössenordnung, um dem früheren Twitter nahezukommen – dennoch kann es  neue Öffentlichkeiten schaffen.
Zu Threads, der Neuentwicklung von Meta/ Facebook und Bluesky, mit dem Ex- Twitter CEO Jack Dorsey lässt sich noch nicht viel sagen – ersteres ist in Europa noch nicht zugelassen – Bluesky vorerst nur mit Einladung bzw langer Warteliste zugänglich. Nachtrag:  Derzeit scheint Bluesky am ehesten den Erwartungen von Twitter- Exilanten zu entsprechen – bleibt zu beobachten.

LinkedIn und Instagram sind die derzeit wohl bemerkenswertesten Plattformen. Instagram hat seit der Gründung 2010 die meisten Veränderungen erfahren – zunächst eine  Fotosharing- Community, in der die damals noch blassen jpgs der frühen SmartPhones mit Filtern aufgepimpt wurden.  Nach der Übernahme durch Facebook wurde es systematisch ausgebaut, bis hin zur  Plattform der  Influencer und Content Creator. Über die Jahre geblieben ist der namensgebende  instant Charakter der Postings – zwar sind sie oft sorgfältig inszeniert, vermittelt wird aber eine direkte, unmittelbare  Ansprache des Publikums.
Instagram wurde immer wieder angelastet, Trends über Gebühr anzukurbeln:  es hat Selbstdarstellung erleichtert und mit hoher Reichweite versehen.  Das Selfie als Genre entstammt Instagram. Instagramability ist zu einem Schlagwort für die wirksame Inszenierung geworden. Instagram allein für Auswüchse, etwa des Overtourismus verantwortlich zu machen, ist übertrieben, doch hat die Plattform eine enorme  promotional power, die sie zum Biotop der Influencer und Content Creator macht. Heute fallen v.a. die  Kurzvideos/ Reels ins Auge. Instagram ist ein Spiegelbild bzw Aktionsraum aktueller Popularkultur – mit einer auffallenden Präsenz von Comedy- Formaten.
LinkedIn hat seit langem den deutschen Konkurrenten Xing ausgestochen – den Zahlen von Meltwater nach liegt die Durchdringung zwar nicht viel höher (13,4 vs 13,3%) – an aktiver Teilnahme aber weit überlegen – und sicherlich die  diskussionsintensivste der grossen Plattformen. Ein Ort von Debatten, aber auch Bühne von Kompetenzdarstellung und professioneller Positionierung.

Web3 wie Metaverse lösten als angekündigte Disruptionen jeweils einen Hype aus – beide wurden auch als Bestrebungen, das System  der Plattformen aufzubrechen, propagiert. Web3 versprach ein neues Internet, das mit der Blockchain- Technologie die Plattformen als Vermittler umgeht – und gewann damit Popularität. Aktuell kann man das Web3- Gesamtpaket als gescheitert ansehen – was nicht bedeutet, dass die Zielvorstellungen von Betreibern sowie die einzelnen Elemente weiterhin wirksam bleiben.  
Die finale Vision des Metaverse blieb immer etwas nebulös, wurde aber auch als neue Infrastruktur kommuniziert, entsprechend dem Bild der Begehbarkeit eines virtuellen öffentlichen Raumes. Mittlerweile ist die Perspektive auf konkrete Projekte in VR und AR gerichtet. Die Zugangsgeräte verbessern sich laufend – und sicherlich werden Virtual und Augmented Reality an Bedeutung gewinnen.
Der Drang zur Disruption steht wahrscheinlich in einem Gegensatz zur oft von Gewohnheiten bestimmten Nutzung des mobilen Web. Gegenüber dem allgegenwärtigen SmartPhone bleibt die VR- Brille ein gelegentliches Zusatzgerät – nicht der Zugang zu einer parallelen Infrastruktur.
Über Facebook wird mittlerweile weniger gesprochen – dennoch bleibt es der Dicke Pott der Social Media, manchmal als Oldie- Netzwerk bezeichnet.  FB bleibt das Netzwerk mit der grössten Verbreitung.
KI ist seit langem Bestandteil von Social Media – in Form der Algoritmen.  KI gestützte Tools kommen hier in grösster Vielfalt vor, ihre Qualität  bleibt davon abhängig, wie sie trainiert, gefüttert wird.  Auch hier sind die Digitalkonzerne im Vorteil – sie verfügen über das Material in Form von Texten, Bildern, Videos etc.

Eine aktuelle (8/23) Auseinandersetzung mit der Macht von Big Tech – Rezension folgt in Kürze

15 Jahre Social Media sind eine technokulturelle Epoche, in der die Erwartungen an ein vernetztes Zeitalter eine Realisierung fanden. Nicht zwangsläufig wurde die damals erwartete Zukunft so wie sie heute ist. Sie ist das Zusammenspiel von technischer Dynamik, der Attraktivität eines Lebensstils und der Handlungsmöglichkeiten, dem Druck von Anpassung – und der Digitalen Landnahme der Plattformen.
Wahrscheinlich möchten die wenigsten Menschen auf die neuen Möglichkeiten verzichten, die Social Media im engeren und weiteren Sinne bieten. Social Media bieten die Möglichkeiten aktiver Gestaltung – sind aber ebenso Einflugschneisen von Manipulationen und Verschwörungstheorien. Dennoch bleibt die Kritik an Big Tech (s. Buchtitel – Rezension folgt in Kürze), an ihrer Machtkonzentration und der Frage, wie es wenigen Digitalkonzernen gelang eine derart dominante Stellung zu erreichen.

Global platforms are in the business of world building.  … They wish to create the entire environment within which we live.   – James Muldoon –platform Socialism (12)

Vgl. u.a. : **A. Iskold, “Social Graph: Concepts and Issues,” ReadWriteWeb, September 12, 2007 — Mariah L. Wellman, Ryan Stoldt, Melissa Tully & Brian Ekdale (2020) Ethics of Authenticity: Social Media Influencers and the Production of Sponsored Content, Journal of Media Ethics, 35:2, 68-82  — Aaron Heienickle The Future of Twitter: A Look into Twitter 2.0 (7/23)  – Instagram-Tourismus: Warum sich immer mehr Orte wehren National Geographic (8/21)  –  Philippe Wampfler: Was kommt nach dem Ende von Twitter? (8/23)  — Fred Cavazza: Récapitulatif estival 2023  (8/23)



Die Landnahme der generativen KI

Foto: Emiliano Vittoriosi unsplash.com

Seit der Bereitstellung von Chat GPT ist generative KI/ AI der Hype des Jahres. GPT steht für Generative Pre-trained Transformer. Generative KI erkennt Muster aus den Daten, mit denen sie trainiert wurde und kann ausser Text auch Bild ( so  Midjourney – seit 16.08 auch Adobe), Code, Ton etc. ausgeben, grundsätzlich sind ganze Videosequenzen möglich. Die Ausgabe ist so gut, wie sie mit Inhalten versorgt und trainiert wurde.

Das erste Erlebnis ist meist verblüffend: Generative KI kann brauchbare Texte, in sich stimmige Ergebnisse ausgeben (Chat GPT berechnet Wahrscheinlichkeiten, so kann es auch plausibel klingende, aber falsche oder unsinnige Antworten ausgeben). Es braucht dazu keine Programmierkenntnisse,  der Chatbot als Benutzeroberfläche, die Bedienung über die Tastatur, die Dialogform machen den Zugang einfach. Kein anderes Tool im Netz hat sich jemals zuvor so schnell verbreitet, kaum eine Software wurde in solcher Breite auf ihre Möglichkeiten und ihre Anwendbarkeit getestet – sicherlich im Interesse der Anbieter und Investoren.

Chat GPT ist die Volksausgabe der KI: Gebrauchstexte jeder Art, E- Mails, Produktbeschreibungen und Marketingkampagnen werden bereits damit erstellt, Schüler lassen sich Hausaufgaben schreiben, Juristen durchforsten Gesetzestexte und Gerichtsurteile. Bewerbungsschreiben haben sich seitdem grundlegend verändert.  Kaum eine Agentur, die nicht über ihre Erfahrungen bloggt und postet. Welche Arbeitsgänge sich damit sinnvoll automatisieren lassen wird fortwährend ausprobiert.
Das ist noch der Anfang – generative KI ist so in viele Bereiche des Alltags- und Berufslebens eingedrungen und wird dort verbleiben. Grundsätzlicher Tenor ist bislang der eines nützlichen Assistenten, der Arbeitsschritte vereinfacht, oder des Sparring Partners bei der Ideenfindung. Manchmal kann man die Nutzung mit der einer erweiterten Google- Suche oder der Recherche in der Wikipedia vergleichen: Chat GPT erschliesst das im Netz vorhandene Wissen (mit Sperrdatum Sept. 2021).

Mit dem Begriff der Künstlichen Intelligenz hadere ich immer wieder. Der Vergleich bzw. Leistungsabgleich mit nicht- künstlicher, menschlicher, Intelligenz drängt sich immer wieder auf – eine Konkurrenz zum menschlichen Denken, Angst vor Kontrollverlust steht im Hintergrund. KI als Begriff wurde seit  seiner Einführung immer wieder kritisiert, hat sich aber dennoch verbreitet. KI Systeme folgen lediglich programmierten Algoritmen.  Beschreibungen wie “aus Daten lernende Systeme” sind wohl zu sperrig.

Die grossen Digitalkonzerne expandierten entlang sozialer Graphen Bild:mburpee/flickr.com

Digital Landgrab, deutsch Digitale Landnahme¹  kam als Begriff seit etwa 2010 auf. Bezeichnet wurde damit der Ausbau von Reichweiten im Digitalen Neuland  des Social Web,   die schnellst mögliche Besetzung strukturierender Funktionen. Auch in der Diskussion zum Überwachungskapitalismus  kommt der Begriff  immer wieder vor.
In der Soziologie gibt es das um Klaus Dörre und Carolin Amlinger entworfene Theorem der Landnahme des Finanzkapitalismus.  Näher an digitaler Landnahme liegt die Landnahme im Informationsraum (Boes et al. 2/2015). 

Eine Ableitung ist Graphnahme – was zunächst unverständlich klingt, dann aber eine bestimmte Dynamik auf den Punkt bringt:  es  bedeutet die Einnahme von Einflusszonen und Geschäftsfeldern entlang sozialer Graphen.  Bei der Expansion von Facebook stand der Social Graph im Zentrum: Soziale Graphen stellen Beziehungen zwischen einzelnen Entitäten dar – the global mapping of everybody and how they  are related ², das Ziel von Facebook war und ist, diesen Social Graph weiter auszuweiten, so dass er möglichst viele Menschen und Objekte umfasst. Michael Seemann hat mit diesem Modell in Die Macht der Plattformen die Expansion der  Plattformunternehmen beschrieben.
Facebook (incl. instagram und What’s App) expandierte über den Graphen der sozialen Verbindungen, Google über den Graphen der Interessen, Amazon über den Consumption Graph, Apple und Google teilen sich den Mobilfunkgraph (Seemann 2021, 159). Die Dominanz  der Plattformunternehmen beruht auf dem Wissen über die Verbindungen – ein entscheidender Machtfaktor.

Die Landnahme des Roboters im Wohnzimmer – erzeugt mit Adobe Firefly

Lässt sich das Bild einer Digitalen Landnahme sinnvoll auf den Durchbruch generativer KI anwenden?
Bisher wurde mit Digitaler Landnahme die Einnahme von Funktionen und Geschäftsfeldern beschrieben:   Airbnb  und Uber waren weitere Beispiele für  die Landnahme in bereits bestehenden Geschäftsfeldern. Gegenüber Uber gab es mehr Widerstände, die Landnahme von Airbnb hatte u.a. auch urbanistische  Auswirkungen.
Welche Funktionen, welche Geschäftsfelder generative KI einnimmt, ist ein Prozess, der gerade erst begonnen  hat. Die Technologie verbreitet sich von unterschiedlichen  Branchen aus. In der Kommunikations- und Marketingbranche spricht man mehr davon, wahrscheinlich verbreitet sie sich ebenso sehr in Bildung, Rechtswesen, Versicherungen und Finanzdienstleistungen. Die Landnahme ist im Gange.
Chat GPT ist noch in der Einführungsphase. Ein Geschenk der Hersteller an die Nutzer? Wohl genauso wenig, wie es die Google- Suche war. Sollen ebenso wie damals, Felder besetzt werden, bevor jemand anderer zuvorkommt? Es gibt Potential für Plattformen und Spezifizierungen die ebenso entlang von Graphen  ihren Einflussbereich ausbauen können.

Bessere Ergebnisse brauchen bessere und präzisere Eingaben bzw.  Anweisungen an den Chatbot. Prompt Engineering ist die überlegte Eingabe  möglichst exakter Anweisungen – eine Aufgabe menschlicher Intelligenz – ohne die richtige Fragestellung keine guten Ergebnisse.

Kritik bzw. Einwände leiten sich zumeist von der Verwendung des Trainingsmaterials ab: Generative KI stützt sich millionenfach auf Texte, Bilder, Code – auf den ganzen Schatz des Wissens, des Stils und der Bedeutungen, der ins Internet gelangt ist oder dort erzeugt wurde.  All das wurde bis dahin von Journalisten, Schriftstellern, Bloggern, von Illustratoren, Codern etc verfasst, fotografiert, gecodet, arrangiert, oft urheberrechtlich geschützt. Ist es kulturelle Aneignung, geistiger Diebstahl, diese Quellen ohne Zustimmung der Urheber als Trainingsmaterial zu nutzen? Ein Arsenal der Stilvorlagen?  Mit einigen Quellen haben die Betreiber mittlerweile Verträge abgeschlossen, so mit der Nachrichtenagentur AP (s. SZ, 23.07.).
Generative KI transportiert zudem die in Ursprungstexten enthaltenen Meinungen und Einstellungen, von der sie im Standard eine Art Median erzeugt. Rassistische Diskriminierung oder geschlechtsspezifische Verzerrungen werden genannt und sollen vermieden werden. Und: die Erwartung einer  Schwemme von KI- erzeugtem Spam. 

Schliesslich die Gefahr, dass immer mehr Entscheidungen an Maschinen und Algoritmen delegiert werden, somit ausserhalb demokratischer Kontrolle.  Je komplexer die Gesellschaft wird, desto attraktiver könnte es werden, Planungen und Evaluation an Maschinen zu delegieren (vgl. Th. Fuchs, 2022). 

¹Landnahme als soziologisches Konzept:  Andreas Boes, Tobias Kämpf, Barbara Langes, Thomas Lühr (7/2015) Landnahme im Informationsraum. Neukonstituierung gesellschaftlicher Arbeit in der „digitalen Gesellschaft”.  10(1). Jaron Lanier: There is No AI. The New Yorker 20.04.2023. There are ways of controlling the new technology—but first we have to stop mythologizing it James Bridle: The Stupidity pf AI. The Guardian 16.03.23  Matthew Hudson: Can we stop Runaway A.I. ?  The New Yorker. 16.05.2023 – Micah Sifray: The AI Land Grab Begins. The Connector. 16.05.2023 Thomas Fuchs: Human and Artificial Intelligence: A Critical Comparison(6/2022) Jürgen Geuter (tante@tante.cc) : Bullshit, der (e)skaliert. Golem 16.03.23.  Afri- Cola: afri und die künstliche Intelligenz . Brühl/ Janisch/ Kreye: Einfach nur hungrig. Künstliche Intelligenz und Urheberrecht. Süddeutsche Zeitung 23.07.2023.  — vgl. auch : ChatGPT: Wie künstliche Intelligenz den Anwaltsberuf revolu­tioniert (7/23). Zum Urheberrecht: F. Reinholz und K. Berlage: KI und Copyright – wie hält es ChatGPT mit dem Urheberrecht? (3/23)

 



Hypes und ihre Weiterwirkung

Es geht voran – ein Blick in die Zukunft. Bild: Harsh Shivam. pexels.com

Vor einem Jahr sprach man von Krisen – in diesem Jahr spricht man von Hypes. Gleich mehrere Hypes folgten so bruchlos aufeinander, dass das Phänomen Hype selber zum Thema wird. Die Zyklen technologischer Trends schliessen schnell aneinander, und versprechen eine neue Welt. Welche Weiterwirkung haben sie in unserer Gesellschaft?
Zyklen von Hypes technologischer Neuerungen werden seit längerem thematisiert (Gartner-Zyklen), Der Verlauf spiegelt Muster wieder, ist aber nicht zwangsläufig.
Die Hypes der letzten Jahre gehen darüber hinaus: es sind Hypes, die sich als zwangsläufige Zukunft inszenieren. Sie gehen aus von den grossen Tech- Konzernen bzw. deren Umfeld, die im vergangenen Jahrzehnt im Social Web reich geworden sind.  Sie nehmen eine Stelle von Zukunftsvisionen ein. Der Ausdruck Futures Appropriation drückt eine Aneignung von Zukunft durch sie aus – darunter geht es kaum.
Der folgende Text überschneidet sich mit einem anderen (Hypes: Metaverse – Web3 – ChatGPT – Vom Zweiten zum Dritten Netz?) – steht aber in zeitlicher Distanz von knapp vier Monaten. 

Der Hype um Web3 ist schon fast Geschichte, taucht aber immer wieder als Referenz auf. Manchmal aus Unkenntnis, öfter um Abgrenzung auszudrücken. Über Web3 ist fast alles abschliessend gesagt, was es zu sagen gibt:  Der Rant  Das dritte Web von Jürgen Geuter, (@tante) lässt nichts über.  Vor drei Monaten erschien zudem der Forschungsbericht Expansive and extractive networks of Web3 (2023), der Web3 aus seinem spezifischen Habitat heraus erklärt.
Die Autoren Jathan Sadowski & Kaitlin Beegle beschreiben Web3 als eine Art Fallstudie des Risikokapitalismus aus Silicon Valley: Web3 was not an anomaly in the broader tech industry. It should be understood as a product of that industry, which articulates patterns and dynamics that existed before Web3 and will exist after — The innovations may not survive, but the model continues to thrive
Web3 vermengt Elemente, die man ansonsten kaum zusammenbringt: Eine Rhetorik von Dezentralität, die letztlich zu Konzentration führt, dazu einen enormen Energieverbrauch und eine Spekulationsblase.  Keine Regulierung, keine Institutionen,  kein Staat bzw. möglichst wenig davon, eine “libertäre”, anarchokapitalische  Ideologie mit Anklängen an Ayn Rand, einer Autorin des enthemmten  darwinistischen Kapitalismus. 

Einstieg in eine parallele Welt – auf dem Höhepunkt des Hype – Time Magazine 8/22

Das Metaverse ist vorerst auserzählt – zumindest mit der Perspektive einer medialen Infrastruktur incl. virtueller sozialer Beziehungen und digitalem Eigentum. Mit dem Einstieg in eine parallele Welt ist eine Faszination verbunden – eine uralte, archetypische Erzählung bzw.  Narrativ. Der Begriff selber greift die Dystopie aus dem  Science Fiction Roman Snowcrash auf, in dem Menschen als Avatare ihrer selbst miteinander kommunizieren.
Die Vision des Metaverse wurde immer etwas vorsichtig bis nebulös beschrieben: Ob es das Metaverse jemals geben würde, wurde immer offen gelassen, damit auch die Möglichkeiten der Verwirklichung.
Der Hype scheint in eine Richtung kanalisiert zu sein, in dem es um die Umsetzung einzelner konkreter Anwendungen, wie etwa Architekturmodelle, Simulationen zu Trainingsanwendungen, Konferenzschaltungen geht.  Nüchterne Begriffe wie immersive Medien und Spatial Computing stehen nun im Vordergrund, es geht um nützliche Anwendbarkeit.
Das Zusammenwachsen dieser Anwendungen ist vorerst unwahrscheinlich, dennoch eine – mögliche – langfristige Perspektive. Metaverse- Erfahrungen einer parallelen Welt sind am ehesten im Gaming- Bereich denkbar. Die Datenbrille als das neue Smartphone, das den Zugang zu einer neuen medialen Infrastruktur gewährleistet, bleibt aber in weiter Ferne. Die Mehrheit der Menschen kann sich nicht damit anfreunden, wahrscheinlich erinnert sie zu sehr an eine Prothese.
Der Traum/ die Vorstellung vom Metaverse bleibt aber, wie eine aktuelle Definition von Leslie Shannon (Autorin Interconnected Realities) zeigt: The Metaverse is a partly- or fully-digital experience that brings together people, places, ans/or information in real time in a way that transcends that which is possible in the physical world alone, in order to solve a problem. Gemeint ist eine neue Form der Mensch/ Maschine – Interaktion.
Ausgerechnet in einer Branche, die an sich so sehr mit der Inszenierung des Körpers verbunden ist, lebt der ursprüngliche Entwurf des Metaverse fort –  zumindest  in dem Bereich der Fashionwelt, dessen Wertschöpfung sich von materiellen Kosten losgelöst hat. Metaverse Fashion Week ist ein Laufsteg dematerialisierter Mode – und erstaunlich viele Unternehmen beteiligen sich daran. Mode, die Avatare bekleidet, hat den  Charakter von NFTs – den digitalen Unikaten des Web3.
Digitale und virtuelle Kunst ist zu einem integralen Bestandteil der lokalen visuellen Sprache geworden – nicht nur in der Kunstwelt, sondern auch unter Chinas innovativsten Modedesigner:innen – so zitiert die Vogue (D)  die Chefredakteurin der chinesischen Ausgabe Margaret Zhang, anscheinend  gibt es kulturell bedingte Unterschiede.

Ist der Chat Bot wirklich intelligent? – Foto von Rock’n Roll Monkey Unsplash.com

Die Breitenwirkung des dritten Hype, Chat GPT, ist ungleich grösser. ChatGPTist die Volksausgabe der künstlichen Intelligenz. Der Hype ist zwar ebenso von Investoren initiiert, wird aber in einer ganz anderen Dimension von Anwendern getragen. Millionen experimentieren damit, testen den Gebrauch, die Zusammenführung von Inhalten und überhaupt alle Möglichkeiten,  die der ChatBot bietet.
Misst man eine Technologie daran, wie erfolgreich sie Probleme löst, dann löst Chat GPT bislang eine Reihe von Alltagsproblemen:  Schüler und Studenten erledigen damit Hausaufgaben, Anschreiben von Bewerbungen werden damit erstellt, Werbemails, wahrscheinlich oft genug juristischer Texte – allesamt weitgehend standardisierte Textformate.  Seit dem Start von Chat GPT  im letzten Winter ist das Ausmass der Verbreitung kaum mehr zu überblicken.
Man kann es auch positiver formulieren: Chat GPT erschliesst das Wissen und die Formen aus den Datenbeständen des Web und gibt sie als Text, Bild, Code aus und bietet nutzbare Lösungen. Manchmal ersetzt es die Suchmaschine oder Wikipedia. Komplexere Ergebnisse erfordern komplexere  Handlungsanweisungen. Prompt Engineering ist die Kunst, sie so zu formulieren, dass  die Software  die bestmöglichen erwünschten Ergebnisse zeigt. Ein sehr anschauliches Beispiel – ohne jede Rücksicht auf Urheberrechte – gibt es in einem Spot von Afri- Cola – die Ideen stammen von kreativen Köpfen, die Umsetzung von der KI/ AI.
Auch KI hat eine archetypische Hintergrunderzählung: die Schaffung einer aussermenschlichen Intelligenz war und ist immer ein Motiv, nicht nur in  Science Fiction, sie ist viel älter. Dahinter steht die Furcht, das Erschaffene könne den Schöpfer übertreffen und seiner Kontrolle entkommen – die menschlich gestaltete Zivilisation von ihrem Produkt übernommen werden.
Dagegen steht der Einwand, dass Chat GPT und generell das, was als KI/ AI bezeichnet wird, überhaupt nicht intelligent ist. Ein Einwand, ebenso alt, wie die Technologie selber – und der sich immer wieder an dem Begriff KI/AI entzündet.
Und es gibt das Problem der missachteten Urheberrechte, schliesslich greifen die Crawler der Chat Bots auf alle zugänglichen Texte und Bilder als Trainingsdaten zu. Wie gut die KI ist, hängt davon ab, wieviel Texte (und Bilder) sie verschlungen hat- um Urheberrechte schert sie sich nicht. Allerdings ist der Umfang der Geschäfte so gross, dass man erwarten kann, dass es zu Einigungen kommt.

Techniken setzen nur dann durch, wenn sie ganz offensichtlich einen Nerv der Gesellschaft treffen (Armin Nassehi) bzw., wenn sie ein Problem lösen. Das scheint der Fall zu sein …
Rechenleistungen sind nicht energieneutral – egal, ob Bitcoins geschürft, parallele Welten gerendert werden oder ein Chat Bot Daten durchpflügt und Ausgaben kreiert.

Für diesen Text wurde ChatGPT nicht benutzt, aber folgende Quellen: Sadowski, J., & Beegle, K. (2023). Expansive and extractive networks of Web3. Big Data & Society, 10(1). Leslie Shannon: Interconnected Realities: How the Metaverse Will Transform Our Relationship to Technology Forever (2023) Jaron Lanier: There is No AI. The New Yorker 20.04.2023. There are ways of controlling the new technology—but first we have to stop mythologizing it Matthew Hudson: Can we stop Runaway A.I. ?  The New Yorker. 16.05.2023 –  Dirk Songuer: Fieldnotes from the Metaverse  Jürgen Geuter (tante@tante.cc) : Bullshit, der (e)skaliert. Golem 16.03.23.  Michael Schütz: Warum Chat GPT nicht intelligent ist. planung&analyse. 20.6.2023 Thomas Riedel: Ist ChatGPT das neue Metaverse? Absatzwirtschaft 11.07.2023. VOGUE Meta-Ocean“: Erleben Sie die Welt der Mode im Metaverse | Vogue Germany . 10/2022. Afri- Cola: afri und die künstliche Intelligenz . Brühl/ Janisch/ Kreye: Einfach nur hungrig. Künstliche Intelligenz und Urheberrecht. Süddeutsche Zeitung 23.07.2023

 



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